21×21 cm, 76 Seiten, Softcover + Repro Stadtplan von 1906
15,- €
vergriffen
Einleitung
Für die landesgeschichtliche Forschung sind Ortsansichten aus der Zeit vor der Verbreitung der Fotografie bedeutende Bildquellen.[1] Künstlerische Darstellungen von Orten entstanden in der Mark seit dem beginnenden 16. Jahrhundert. Die erste bekannte grafische Darstellung einer märkischen Stadt stammt aus dem Jahr 1550 und zeigt Frankfurt (Oder). Auch außerhalb der Mark Brandenburg entstanden in der Mitte des 16. Jahrhunderts zahlreiche Stadtansichten wie beispielsweise die Darstellungen von Leipzig, Rostock und Magdeburg.
Viele der großen süddeutschen Städte fanden hingegen bereits 1493 in der Schedel´schen Weltchronik Einzug. Das Kölner Gemälde „Das Martyrium der Heiligen Ursula vor der Stadt Köln“ blickt sogar auf das Entstehungsjahr 1411.
Nichtsdestotrotz können die einstigen Metropolen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation nicht mit den italienischen Veduten mithalten. „Die großen oberitalienischen Handelsstädte des Spätmittelalters sind die ersten, die Künstler beauftragen, ein Bild ihrer Stadt – als dem Abbild ihrer erfolgreichen Tätigkeit – zu zeichnen.“[2]
Die Anzahl der erhalten Darstellungen sowie ihre frühesten Entstehungsjahre werden hinlänglich mit der wirtschaftlichen und künstlerischen Signifikanz der jeweiligen Ortschaft in Verbindung gebracht.[3] Frankfurt (Oder) als Hansestadt und Handelszentrum sowie als Stadt vieler Gelehrter und Universitätssitz hat dabei zurecht eine Vorreiterrolle unter den märkischen Stadtansichten. Dass Fürstenwalde erst im 17. Jahrhundert, neben den meisten Städten in Brandenburg, bildlich dargestellt wurde, verwundert dabei dennoch. Die Stadt war ab 1385 Sitz der Lebuser Bischöfe und wenn schon gleich keine Gesamtansicht Fürstenwaldes entstanden ist, so ist es erstaunlich, dass auch nicht das Bischöfliche Schloss oder die Kathedralkirche bildliche Erwähnung fanden.
Die Blütezeit grafischer Ansichten Fürstenwaldes zieht sich letztlich durch das komplette 18. und 19. Jahrhundert. Im 20. Jahrhundert überwiegen schließlich Malereien, die entweder von Industriellen oder einer wohlhabenden Bürgerschaft in Auftrag gegeben wurden.[4] Ferner erlangte die Stadtansichtsmalerei einen neuen Höhepunkt in nationalen und heimattreuen Kreisen, was bekanntermaßen in propagandistischen Proklamationen zur „heimatlichen Scholle“ und dem „Blut und Boden“-Mythos gipfeln sollte. Motivisch sind es wiederkehrende Elemente des Stadtbildes, die als darstellenswert und repräsentativ empfunden wurden. Es sind die typischen „Postkartenmotive“, die auch heute noch eine Fürstenwalde spezifische Wiedererkennung erlauben – Dom, Rathaus, Spreebrücke und Bullenturm.
Die in diesem Katalog abgebildeten Stadtansichten können nur einen kleinen Einblick in die Fülle der Arbeiten geben, die sich erhalten haben. Im Bestand des Fürstenwalder Museums finden sich noch weit mehr Kunstwerke, die das Motiv „Stadt“ aufgreifen. Der Bestand zeugt von einer regen Beschäftigung mit der eigenen städtebaulichen Substanz und beherbergt unterschiedliche Qualitäten in der künstlerischen Ausführung. Insbesondere in der Mitte des 20. Jahrhunderts gab es einen regerechten „Boom“ und eine Vielzahl an Laienkünstlern versuchten sich in der Stadtansichtsmalerei. Aber auch akademische Maler, die nicht zwingend in Fürstenwalde ansässig sein mussten, hinterließen Werke mit dem Motiv „Fürstenwalde“. Hinzu kommen noch all die Arbeiten, die sich heute in Privatbesitz befinden und weder in der Ausstellung noch im Katalog Erwähnung finden.
Darüber hinaus finden sich keine Arbeiten, die zur jüngsten städtischen Kunstgeschichte gehören, beispielsweise die hervorragenden Ansichten von Hans Räde, Gerhard Wienckowski, Karl Raetsch und Gerry Miller.
[1] Vgl. Berndt, Iris: Ortsansichten als Bildquellen in der landesgeschichtlichen Forschung. In: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte. 60. Band. Berlin 2009, S. 77 – 92.
[2] Berndt, Iris: Märkische Ansichten. Die Provinz Brandenburg im Bild der Druckgraphik 1550 – 1850. Berlin 2007, S. 16.
[3] Vgl. ebenda
[4] Beispiele für Auftraggeber aus der Wirtschaft und aus dem Bürgertum finden sich im Bestand des Museum Fürstenwalde, u.a. ein großformatiges Portrait des Ofenkachelproduzenten Carl Dommisch, Lithografische Ansichten Fürstenwalder Fabrikbauten für Unternehmenskatalge (Julius Pintsch, Henry Hall, …)