Vorwort
Der 1980 geborene Künstler Daniel Becker folgt keiner spezifischen Strömung innerhalb der zeitgenössischen Kunst, kann aber durchaus zu den Vertretern des Post-Vandalismus gezählt werden.
Dieser Begriff, der erstmalig mit dem Entfernen von Graffiti in Verbindung gebracht wurde, beschreibt eine Kunstform, die nicht zwingend Graffiti als ästhetisches Vorbild nimmt.[1] Ein Merkmal des Post-Vandalismus ist aber eine destruktive Arbeitsweise, wie sie auch in Beckers Arbeiten nachvollziehbar wird. Becker entwickelte im Laufe seines künstlerischen Lebens ein ungemein starkes Verständnis für den öffentlichen Raum mit einem nebenhergehenden zwanghaften Suchen verborgener Ästhetik. Darüber hinaus verkörpert, selbstredend nicht allein, diese Kunstrichtung einen enormen Drang zur Neuaneignung von Materialien für künstlerische Arbeiten.
Die Ausstellung konzentriert sich auf zwei große Werkgruppen, die sich thematisch tangieren können. Die zwei Reihen sind betitelt, ohne sich dabei konkret auf ein einzelnes Werk zu beschränken. Die Plastiken und Monotypien sind zusammengefasst unter der Bezeichnung „Niemand“. Der Werkgruppentitel „Graffiti ist tot“ beschreibt großformatige Arbeiten mit unterschiedlichstem Materialeinsatz.
Daniel Beckers künstlerische Entwicklung begann klassisch mit dem Naturstudium. Eine Vorliebe für Schrift und Bild führte Becker an die Graffiti-Kunst heran, was letztlich auch zu einer Hinwendung zur Zeitgenössischen Kunst beitrug. Nach dem Abitur absolvierte Becker eine Grafik-Design Ausbildung, an welche sich ein Design-Studium anschloss. Während dieser Zeit veränderte sich seine Malerei und Zeichnung. Einer Phase der Zuwendung zur Aquarellmalerei folgte ein immer expressiverer Stil, der dazu führte, dass seine Werke nun auf großformatigen Leinwänden und Papieren entstanden. Seine Werke wurden gegenstandloser und der Zufall bekam im Entstehungsprozess einen festen Platz.
Seit 2007 ist Becker als freischaffender Künstler tätig, widmet sich aber auch als Galerist anderen Gegenwartskünstlern. 2022 erhielt Becker den Brandenburgischen Kunstpreis in der Rubrik „Grafik“.
Christian Köckeritz
(Leiter Kunstgalerie Altes Rathaus Fürstenwalde)
[1] Vgl. Burke, Stephen: Post-Vandalism, unter: https://www.stephenburkeart.com/post-vandalism (abgerufen am 17.01.2020).