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Kunst im öffentlichen Raum in Fürstenwalde/Spree

Stadtjubiläen sind seltene Gelegenheiten auf die Geschichte, herausragende Persönlichkeiten, Errungenschaften und Besonderheiten einer Kommune zurückzublicken.

Die Stadt Fürstenwalde feiert gleich das ganze Jahr 2022 ihren 750. Geburtstag. Eingebettet in dieses Stadtjubiläum ist eine Publikation entstanden, die sich das erste Mal ausschließlich mit der Bildenden Kunst im öffentlichen Stadtraum beschäftigt. Für viele Fürstenwalder Bürger wird dieser Teil der Stadtgeschichte ein völlig neues Licht auf ihre Heimatstadt werfen. Denn viele Menschen gehen an Kunstwerken an öffentlichen Bauwerken, in Straßen und auf Plätzen achtlos vorüber. Die Kunst wird als solche gar nicht wahrgenommen. Wir wollen diese kleinen Schätze den Fürstenwalder Bürgern und Gästen näher bringen und ihren Blick für die Kunst schärfen.

Die Kunst im öffentlichen Raum oder die frühere Bezeichnung „Kunst am Bau“ hat in Deutschland eine lange Tradition. Schon die Weimarer Verfassung von 1919 weist dem demokratisch verfassten Staat die Aufgabe zu, der Kunst Freiheit und Schutz zu gewähren und sich an ihrer Pflege zu beteiligen. Nach dem zweiten Weltkrieg gehörte die Förderung der Kunst in beiden deutschen Staaten zur Kulturpolitik der ersten Stunde.

In der DDR wurden unter der Bezeichnung „Kunst am Bau“ oder dem späteren Begriff „Baubezogene Kunst“ alle neu geschaffenen Kunstwerke zusammengefasst, die Bestandteil der errichteten Gesellschaftsbauten waren oder zur bildkünstlerischen Ausstattung der Stadtzentren und Wohngebiete dienten.

Auch in der kleinen Stadt Fürstenwalde wurden von den 60er bis 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gesellschaftliche Bauwerke, wie Schulen, Kindertagesstätten oder Freizeiteinrichtungen und öffentliche Plätze mit Kunstwerken ausgestattet. Trugen in anderen Städten unserer Region kommunale Institutionen die Verantwortung für die Auftragsvergabe an Künstler oder den Ankauf bereits geschaffener Kunstwerke für den öffentlichen Raum, so erfolgten diese Maßnahmen in Fürstenwalde eher sporadisch oder durch das Engagement einzelner Kulturfunktionäre.

Im Vergleich mit den Städten Frankfurt (Oder), Eisenhüttenstadt, Eberswalde oder Schwedt ist die Anzahl der Kunstwerke an öffentlichen Gebäuden und im städtischen Raum eher gering, aber das sagt nichts über die Qualität einzelner Kunstwerke in Fürstenwalde aus. Namhafte Bildende Künstler ihrer Zeit, wie Prof. Cuno von Uechtritz, Waldemar Grzimek, Bert Heller, Herbert Burschik, Stefan Horota, Robert Metzkes, Pit Kroke und unser Gerhard Goßmann haben mit ihren Werken das Stadtbild nachhaltig geprägt.

Es handelt sich bei den in dieser Broschüre vorgestellten Kunstwerken, um Zeugnisse der älteren und jüngeren Fürstenwalder Stadtgeschichte, die uns tagtäglich begegnen.

Darunter wenige erhalten gebliebene Werke, die vor dem 2.Weltkrieg entstanden sind. Der weitaus größte Teil der Kunst im öffentlichen Raum- Skulpturen und Objekte aus Bronze, Stahl, Stein oder Holz, Wandbilder oder Reliefs an kommunalen Gebäuden sowie Platz-und Brunnenanlagen-wurden in den DDR-Jahren und nach der politischen Wende 1990 angekauft oder entstanden als Auftragswerke.

Die Geschichten und Hintergründe der verschwundenen Kunstwerke im Fürstenwalder Stadtraum, ob durch Zerstörung, Diebstahl oder Demontage hat Christian Köckeritz im nachfolgenden Text aufgeschrieben. Er stellt ihnen auch die künstlerischen Arbeiten vor, die in den vergangenen drei Jahrzehnten im Rahmen von Künstlerpleinairs entstanden sind und heute im Park am Dom, entlang des Spreeradweges und im Friedwald zu sehen sind.

Um die besondere Bedeutung Fürstenwaldes als Industriestandort zu unterstreichen, werden wir Ihnen in der vorliegenden Publikation auch einige technische Denkmale präsentieren, die an ihren jeweiligen Standorten den Stadtraum akzentuieren und in gewisser Weise selbst zu Kunstwerken werden.

Die Broschüre ist die erste umfassende Bestandsaufnahme und Dokumentation Bildender Kunst im Stadtraum von Fürstenwalde mit den Abbildungen der einzelnen Kunstwerke im Kontext ihrer Standorte und den wichtigsten Angaben zu den einzelnen künstlerischen Arbeiten. Da wo es uns erforderlich erscheint, wird Ihnen die Bedeutung und Besonderheit einzelner Kunstwerke oder ihres Umfeldes in kurzen Texten erläutert. Die Schöpfer dieser Werke, die Bildhauer, Maler, Grafiker und Kunsthandwerker stellen wir Ihnen in Kurzbiografien vor.

Die Reihenfolge der Kunstwerke in der Broschüre ist jeweils so gewählt, dass die Bürger und Gäste unserer Stadt eingeladen werden, in den Fürstenwalder Stadtteilen Mitte, Nord und Süd kleine Kunstspaziergänge absolvieren zu können.

Wir wünschen Ihnen viele neue Entdeckungen und Kunstgenuss.

Frank Drömert