Annette Bremer-Langen

Katalog zur Ausstellung „Unruhen“ 2020
Malerei | Grafik

21×21 cm, 48 Seiten, Softcover
10,- €

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Unruhen

Leuchtende Farben, verspielte Lichtsituationen und flüchtiger Farbauftrag. Zentrale Bildmotive aus der Natur entnommen, aber auch alltägliche Situationen aus dem urbanen Raum  – man könnte denken hier werden Werke des Impressionismus‘ beschrieben.[1]

Bei der Betrachtung der Werke von Annette Bremer-Langen scheint ein Gedanke an die Deutschen Impressionisten aber legitim. Lichtdurchflutete Alleen und Parkszenen von Max Liebermann um die Jahrhundertwende, nächtliche Großstadtbilder von Lesser Ury oder der sanft daliegende Grunewaldsee von Walter Leistikow, können mit den farbgewaltigen Malereien der Berliner Künstlerin assoziiert werden.

Seit 2006 konzentriert sich die in Essen geborene Malerin Annette Bremer-Langen vordergründig mit den Sujets Stadtbild und Landschaft. In meist mittelgroßformatigen Ölbildern, aber auch in kleinen Mischarbeiten auf Papier, versucht die Künstlerin der Natur und der Stadt Geheimnisse zu entlocken, welche erst bei tiefgründiger Betrachtung  zum Vorschein kommen. Bremer-Langen beschreibt den Wunsch die von Objekten ausgestrahlte Spannung zu entlocken.[2] Sie bildet in ihrer Malerei eine befriedigende Ergänzung zur Neugierde an den Dingen des Alltags. Der Mensch, welcher zum Alltäglichen dazu gehört, hält sich allerdings zurück. Oft hinterlässt er aber Spuren und beweist dadurch seine Präsenz. In Form von Laternen, Gebäuden und Fassaden, aber auch als künstlich angelegte Wegeführung durch eine scheinbar verwilderte Landschaft.

Allen Arbeiten gemein ist eine höchst emotionale Farbgebung. Diffuse Schatten und grelle Sonneneinstrahlung wechseln sich im Bild ab. Eine oft sehr hoch gesetzte Horizontlinie trennt klar den Hintergrund  vom Mittelgrund. Zwischen Mittel- und Vordergrund besteht jedoch vielfach eine verwaschene Überschneidung. Durch diese Vermischung beider Bildteile schafft die Künstlerin Platz für die strukturgebenden Elemente, wie Bäume, Strauchwerk, Wege, Seen oder Häuser und Zäune. In vielen Fällen präsentiert sie eine Symbiose aus Enge und Weite.  Alle formgebenden Elemente setzen sich aus Flächen zusammen, welche sich durch Farbintensität und durch die Art des Auftrags unterscheiden. Unterschiedliche Abstraktionsgrade verdeutlichen auf ein weiteres das verzerrte und geheimnisvolle Wesen, welches hinter dem Beobachteten steht. Gleichzeitig ist der Betrachter eingeladen hinter diese verworrenen Konstellationen zu schauen und alles in Erfahrung zu bringen. Im Bildaufbau gibt die Künstlerin durch Zentralperspektive die Richtung vor.

Trotz des Ausstellungstitels „Unruhe“ zeigen sich die Werke in ihrer Gänze uneingeschränkt im Einklang. Erst eine ausschnitthafte Betrachtung der Werke oder eine Fixierung auf Details erklären den Titel. Unruhe spiegelt sich aber auch im derzeitigen demografischen Wandel wieder. Stadtflucht und Landliebe, Rückzugsorte in der Natur, Sehnsucht nach Landschaft. Annette Bremer-Langen verbindet in ihrer Malerei ein interessantes Spannungsfeld zwischen Stadt und Stadtrand.

Christian Köckeritz
 

[1] Vgl. van Bonn, Judith: Impressionismus: Farbe, Licht und ganz viel Stimmung, unter: https://www.artgalerie-bildershop.de/blog/impressionismus-farbe-licht-und-ganz-viel-stimmung (abgerufen am 26.02.20).

[2] Vgl. Bremer-Langen, Annette: Texte zu Ausstellungen, unter: https://www.annette-bremer-langen.de/texte-zu-ausstellungen/ (abgerufen am 26.02.20).